Ákos Birkás - What was yet to come

Eröffnung: Mittwoch, 8. Mai 2019, 19 Uhr

9. Mai 2019 - 8. Juni 2019

  • Ákos Birkás, Ausstellung: What was yet to come, Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ohne Titel, 2018, Öl auf Leinwand, 70x180 cm. Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ausstellung: What was yet to come, Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ausstellung: What was yet to come, Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ohne Titel, Öl auf Leinwand, 45x30 cm. Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ohne Titel, 2018, Öl auf Leinwand, zweiteilig, 100x200 cm und 60x180 cm. Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ausstellung: What was yet to come, Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ausstellung: What was yet to come, Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ausstellung: What was yet to come, Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ausstellung: What was yet to come, Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Links: Ákos Birkás, Ohne Titel, 2018, Öl auf Leinwand, 80x100 cm | Rechts: Ákos Birkás, Beschädigtes Bild - Ostkuntst, 2015, Öl auf Leinwand, 80x100 cm. Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest
  • Ákos Birkás, Ohne Titel, 2018, Aquarell auf Papier, 7-teilig, je 29,5x21 cm. Courtesy Knoll Galerie Wien und Budapest

Im Zyklus Damaged image (Ausstellung The Totality and the Rest, 2016) von Ákos Birkás erschienen abstrakte und realistische Konzepte als gegenläufige Phänomene. In dieser Ausstellung artikulierte Birkás soziale Spannungen sowie Konfrontationen zwischen dem Einzelnen und den sozialen Medien und reflektierte die Komplexität dieser Themen. Birkás malte reine abstrakte und geometrische Formen, die er dann absichtlich mit der figurativen Darstellung eines männlichen Gesichts beschädigte, das seinem eigenen ähnelt und als Selbstbildnis des Künstlers interpretiert werden könnte. Die Rolle dieser männlichen Figur, die sich meist in der Ecke des Bildes befindet, besteht darin, die abstrakte geometrische Form zu beschädigen und die starke Position, die die Abstraktion im kunsthistorischen Kanon noch immer einnimmt, zu kritisieren und zu ironisieren.
Diesen Kunstwerken ist die ambivalente Entwicklung und Eingliederung der abstrakten und realistischen Figuren innewohnend. Diese Selbstporträts können nicht als bloße Selbstporträts interpretiert werden, sondern als risk-takings des Künstlers. Birkás identifizierte sich mit vielseitigen und wechselnden Situationen in der Kunstwelt und schuf neue künstlerische Positionen. In seinem Selbstbildnis in einer Kreuzstruktur, das er sich von Ilya Chashnik - einem suprematistischen Künstler und Schüler von Kasimir Malewitsch - geliehen hat, ist sein Gesichtsausdruck "provokativ, übertrieben und versucht, Diskussionen anzuregen" (schrieb Birkás in seinem Tagebuch). Gerade dieses Porträt hat aufgrund seiner Verbindung zur radikalen Spiritualität und Sozialutopie der klassischen russischen Avantgarde nicht nur einen reflektierenden Charakter zu aktuellen Themen, sondern ist auch ein Andenken an Birkás' Denkweise: "Ich betrachtete das Selbstporträt als Ikone, den tautologischen Endpunkt der Porträtaufnahme".

Seine neuesten Arbeiten aus dem Jahr 2018, die im Mittelpunkt der kommenden Ausstellung What was yet to come in der Knoll Galerie Wien stehen, folgen dem oben genannten Gedankengang, der aufgrund der fehlenden Zeit zum Arbeiten und Schaffen weiterer Werke teilweise gestoppt wurde oder in eine andere Richtung ging. Gleichzeitig beschäftigen sich die ausgestellten Kunstwerke mit der ambivalenten Natur von figürlichen und abstrakten Entitäten und können als ein ganzes Universum von ständig und gegenseitig präsenten und unabhängigen Bildwelten betrachtet werden.
Mit Blick auf die jüngsten Werke von Birkás, die vor seinem Tod im Sommer 2018 entstanden sind, positioniert die Ausstellung What was was yet to come, wie der Titel schon andeutet, die beschriebenen ambivalenten Dynamiken seiner Spätphase, schafft einer Ausgangspunkt für eine bevorstehende Diskussion und Erforschung der Kunst von Birkás und versucht, sich die Entstehungslinien und Weiterentwicklungen vorzustellen, die sich abzeichnen würden, wenn der Künstler noch am Leben wäre.
In dieser späten künstlerischen Phase kehrte Birkás zu seinen Ursprüngen zurück, zu schematisierten Kopfsymbole, wandte sich aber auch tatsächlich von der abstrakten Malerei ab und formulierte eine gewisse Kritik daran, die aus dem Inneren seiner Kunstwerke hervorgeht und auch als eine Form der Selbstkritik gelesen werden kann.

Im Gegensatz zu seiner Serie von beschädigten, umstrittenen Bildern umfasst die Ausstellung eine Serie von 7 Aquarellen, die das für Birkás so typisches Merkmal darstellen - einen Umriss eines Kopfes, der in allen 7 Aquarellen wiederholt wird. Diese Bilder sind in ihrem ontologischen Sinne sehr symbolisch, da sie auf etwas hinweisen, das bereits vergangen ist, aber auch durch den Einsatz von hellen Tönen und lebendigen Pinselstrichen auf etwas, das bald kommen wird. In der zwanghaften Wiederholung können wir zwei Vorstellungen lesen, die in der Ausstellung miteinander interagieren - die Vorstellung von der vergangenen Zeit und auch die Vorstellung vom Drang des Künstlers, den Freiraum ständig zu erschaffen und mit Bildern zu beladen.

What was yet to come ist einer Rückblick und eine Ode an die Kunst von Ákos Birkás und könnte als ein abgeschlossener Zyklus des Künstlerlebens angesehen werden, beginnend mit symbolischen Aquarelle, über die Erforschung des beschädigten Bildes bis hin zu den (Selbst)Porträts eines alten Mannes mit einem stillen und melancholischen Gesichtsausdruck, der wie ein Schatten wirkt und entsteht aus oder, besser gesagt, in den bildnerischen Hintergrund eintaucht.

Das komplexe Oeuvre von Ákos Birkás wird durch die Zusammenarbeit zwischen der Ákos Birkás Kunststiftung und der Knoll Galerie  erhalten.
Die Ausstellung wurde unter Beteiligung von Erzsébet Pilinger, Edit Sasvári, Renáta Szikra, Krisztina Szipőcs und Gábor Szolláth realisiert.